Das ca 12 km lange Haseltal ist – zu Unrecht – bei weitem nicht so bekannt wie das in vielem vergleichbare Hafenlohrtal. Der vielzitierte Satz von Kurt Tucholsky „Dies ist eine alte Landschaft, die gibt es gar nicht mehr, hier ist die Zeit stehen geblieben. Wenn Landschaft Musik macht, dies ist ein deutsches Streichquartett“ gilt hier genauso wie für das Hafenlohrtal, in das es den Dichter zufällig einmal verschlagen hat.
Der Beginn des Tales ist spektakulär. Ganz in der Nähe der Haseltalbrücke (A3, Höhe ca. 70 m) liegt der Haselbrunnen, aus dem der Bach entspringt. Allerdings hat sich das Wasser mittlerweile einen neuen Weg gesucht und strömt nicht mehr aus der Quellfassung. Hinter der Quelle liegt die Waldabteilung Mordgrund. Was es damit auf sich hat, konnte ich noch nicht herausfinden.
Quelle und Brücke sind allerdings nur nach einer längeren Wanderung erreichbar. Es gibt zwar sehr gut ausgebaute Forststraßen, die sind aber für private PKWs verboten.
Die Namen sind wie so oft etwas verwirrend: Das Gewässer entspringt dem Haselbrunnen und heißt bis zur Mündung Haslochbach. Das Tal dagegen wird als Haseltal oder Haslochgrund bezeichnet.
Das Haseltal lässt sich in 3 Abschnitte unterteilen. Im ersten ist es ein schmales, unbesiedeltes Wiesental. Dann kommen auf ca. 5 km Strecke ebensoviele Mühlen. Und dann wird es wieder spektakulär. Hier steht der einzige noch funktionsfähige Eisenhammer des Spessarts.
Um das mittlere Haseltal zu erkunden, bietet sich der Parkplatz an der Ruine der Markuskapelle an.
Die Markuskapelle
Die Markuskapelle war ursprünglich eine Wallfahrtskirche. Ab dem 16. Jhd verfiel sie. Die Gründe sind nicht genau bekannt. Entweder sie wurde im Bauernkrieg beschädigt oder aber sie wurde schlichtweg nicht mehr gebraucht, weil die Gegend evangelisch wurde. Das aus dem 15. Jhd stammende Gnadenbild steht heute in der Faulbacher Kirche.
Die Mühlenstraße
Oberhalb der Makruskapelle liegen im Haseltal fünf einsam gelegene Mühlen auf einer Strecke von ca. 6 km. Die Straße, die die Mühlen miteinander verbindet, wird auch Mühlenstraße genannt. Vier der Mühlen haben es mit der Gastronomie versucht, die aber inzwischen wieder deutlich eingeschränkt oder ganz aufgegeben.
Für die Mühlenstraße gilt das gleiche wie für die zur Kartause Grünau. Sie ist sehr schmal und dient gleichzeitig auch als Wanderweg durch das Tal. Der letzte Teil zur Schleifmühle ist nicht geteert. So waren vor 100 Jahren wohl im ganzen Spessart die Straßen. Und die Natur hat sich in den letzten 100 Jahren wohl auch nicht wesentlich geändert.
Schneidmühle / Fechermühle
Die Schneidmühle oder auch Fechermühle genannt ist auch heute noch ein Sägewerk.
Nickelsmühle
Die Nickelsmühle ist die einzige der 5 Mühlen, die noch an 4 Tagen in der Woche als Gasthaus Gäste empfängt.
Schreckenmühle
Sie ist die einzige der Mühlen, in der auch heute noch Mehl gemahlen wird. An Sonn- und Feiertagen hat auch die Gaststätte geöffnet.
Zwieselmühle
Hier gibt es keine Gaststätte für Einzelbesucher mehr. Allerdings existiert ein Pensionsbetrieb für Gruppen.
Die Schleifmühle
Die Mühle liegt nicht im Haseltal, sondern am Schleifbach. Dieser mündet bei der Zwieselmühle in den Haslochbach. Das urige Gasthaus ist inzwischen dauerhaft geschlossen. Schade! Ich erinnere mich gerne an die schmackhafte Wurstplatte, die ich dort einmal gegessen habe.
Wer gut zu Fuß ist kann dann noch weitere 6 km bis zum Hasenstabkreuz gehen. Es erinnert an den im ganzen Spessart verehrten Erzwilderer Johann Adam Hasenstab, der hier vom Jäger Sator hinterrücks erschossen wurde.
Die Kartause Grünau
Bei der Markuskapelle mündet der Kropfbach in den Haslochbach. Geht man ersteren entlang, kommt man nach ca. 2 km an die ehemalige Kartause Grünau (Kartause = Kartäuserkloster). Heute beherbergt das alte Gemäuer ein wirklich empfehlenswertes Gasthaus und gleich daneben gibt es eine Forellenzucht. Damit ist klar, was man in dem Gasthaus bestellen sollte.
Die Straße zur Kartause ist sehr schmal. Begegnungsverkehr kann schon einmal zu einem Abenteuer ausarten bzw. dazu führen, dass einer der Beteiligten auch einmal ein Stück rückwärts fahren muss. Sehr wahrscheinlich ist das allerdings nicht, es gibt nur sehr wenig Verkehr.
Noch gut erhalten ist das Gebäude, in dem früher der Prior des Klosters lebte. Heute ist dort die Gaststätte.
Der Eisenhammer Hasloch
Von der Markuskapelle aus zu Fuß in wenigen Gehminuten erreichbar liegt ein absolutes Highlight: der einzige im Spessart und weit darüber hinaus noch betriebsbereite Eisenhammer. Im Jahr 1779 war er gegründet worden. Ihm ist ein Museum angegliedert und für Gruppen zündet der angestellte Schmied ein Feuer in seiner Esse an und setzt den Hammer in Bewegung.
Eigentümer des Hammers ist eine Stiftung, die die gesamte Anlage mit großem Aufwand und Engagement unterhält. In dem weitgehend originalgetreu erhaltenen Gebäude wurde unten gearbeitet, oben wohnten die Hammerschmiede.
Aktuell sind wohl beide Hämmer einsatzbereit.
Treffen der Rennofenbauer am Eisenhammer Hasloch
Am 13. bis 15. Juli 2023 fand an dem Eisenhammer ein besonderes Event statt: Der Hammerherr Walter Kurtz hatte Teams aus ganz Europa eingeladen, um Eisen mit Hilfe von Rennöfen aus Eisenerz zu gewinnen. Diese Technik wurde vor ca. 3000 Jahren in Mitteleuropa eingeführt und dann bis zum ausgehenden Mittelalter angewandt.