Rück-Schippach im Spessart

Die beiden ehemals selbständigen Orte Rück und Schippach sind heute zusammengewachsen und werden nur durch die Elsava getrennt. Beide sind Ortsteile des Marktes Elsenfeld.

Weinbau in Rück

Weinbau gab es in Rück wie in vielen anderen Spessartorten seit dem Mittelalter. Während andernorts die Weinberge verfielen, wurde in Rück 1972 eine große Flurbereinigung durchgeführt. So ist Rück heute der einzige Weinort im Spessart abseits des Maintales.

Barockkirchen in Rück und Schippach

Innerhalb weniger Jahre entstanden um 1750 in den beiden benachbarten Dörfern Rück und Schippach 2 Barockkirchen. Für die damals wenigen und wohl auch eher armen Bewohner war das eine immense Leistung. Eine weitere wurde gleichzeitig im nahegelegenen Kloster Himmelthal gebaut.

Die Johanneskirche in Rück

Sie ist etwas größer als ihre Kollegin in Schippach. Dafür hat die das berühmtere Deckengemälde.

Die Antoniuskirche in Schippach

1752 wurde die Kath. Pfarrkirche St. Antonius von Padua im Barockstil erreichtet. Bemerkenswert ist das Deckengemälde. Es stammt von Liborius Sachs, der als Geselle bei der Ausmalung der Würzburger Residenz mitgewirkt hat. Die vier Erdteile kommen auch dort in einem Deckengemälde vor. Natürlich wesentlich größer und aufwändiger gemalt.

Die Pius-Kirche in Schippach

Oberhalb von Schippach steht eine für das Spessartdorf völlig überdimensionierte Kirche. Sie zeigt, was ein einzelner Mensch bewirken kann, wenn er nur hartnäckig genug an seine Mission glaubt.

Barbara Weigand wurde 1845 in Schippach geboren und führte von Beginn an ein außerordentlich frommes Leben. Später erschien der „Jungfrau und Seherin“ regelmäßig Jesus und und forderte immer dringlicher, dass ihm eine große Sakramentskirche gebaut werden solle. Im Frühjahr 1914 hatte sie und ihre Mitstreiter über 500 000 Mark gesammelt und konnte mit dem Bau beginnen. Aber schon 1916 wurde der Bau – auf Veranlassung der Kirche – eingestellt und nicht wieder aufgenommen.

Jesus war natürlich höchst unzufrieden und versuchte es mit Drohungen (Die Kirche wird noch gebaut, wenn die Menschen genug gezüchtigt sind, und wenn sie sich nicht fügen und in ihrem Hochmut weitergehen, werde Ich sie zermalmen, wie man harte Steine zerstiebt.) oder mit Versprechungen (Sage allen Freunden, daß ihnen alle Opfer für die Sakramentskirche so belohnt werden, als ob Ich jetzt schon Tag und Nacht darin angebetet würde.). Es half alles nichts, der Bau blieb halb fertig liegen.

Barbara Weigand war sicher eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Welche Rolle haben bei ihren ganzen Aktivitäten diese „Seelenführer“ gespielt?

Einige der damals noch unverbauten Steine sind in der Nähe der neuen Kirche aufgestellt.

1960 wurde dann auf den alten Fundamenten die neue Kirche von dem damaligen Würzburger Dombaumeister Schedel geplant. Sie steht schon heute unter Denkmalschutz und besonders der Innenraum ist aus meiner Sicht ein geniales Stück Architektur. Es wirkt aber nur, wenn morgens die Sonne scheint und über den Altarraum indirekt auch den ganzen Kirchenraum erleuchtet.

1962 wurde dann noch eine kleine Seitenkapelle mit bunten Glasfenstern und eingelassenen Kristallsteinen gebaut.

Wer sich mit den Aussagen von Barbara Weigand ausführlicher beschäftigen möchte, findet unter https://barbara-weigand.de/Sakramentskirche.html mehr als genug Material. Von dort stammen auch die beiden Jesus-Zitate oben.

Barbara Weigand war nicht die einzige religiöse Extremistin in Schippach. In dem Kloster, das an die Kirche angebaut ist, lebte der Exorzist Arnold Renz. Er hatte festgestellt, dass die Klingenberger Studentin Anneliese Michel durch den Dämonen Luzifer und durch menschliche Dämonen Judas, Nero, Hitler und Valentin Fleischmann besessen sei. Die Besessenheit ginge auf den Fluch einer ehemaligen Nachbarin der Mutter zurück.

In den Jahren 1975 und 1976 wurde durch Renz 67 mal der große Exorzismus durchgeführt. Danach war Anneliese Michel tot. (Quelle bzw weitere Informationen: Anneliese Michel – Wikipedia)