Buntsandstein-Erlebnisweg

Der Buntsandstein-Erlebnisweg von Miltenberg bis Faulbach wurde im Mai 2022 der Öffentlichkeit übergeben. Er führt an den landschaftsprägenden ehemaligen Steinbrüchen vorbei, informiert über Abbau und Verarbeitung des Buntsandsteines und zeigt an vielen Beispielen dessen Verwendung in der Region. Herzstück ist die alte Kirche in Reistenhausen, die als Ausstellungsraum eingerichtet wurde.

Medial ist der Buntsandstein-Erlebnisweg sehr gut aufbereitet, sowohl im Internet als auch in einer kostenlos erhältlichen Broschüre. Diese ist unbedingt empfehlenswert, ihre Informationen sind weit ausführlicher als die auf dieser Seite.

In der Broschüre ist der ca. 40 km lange Buntsandstein-Erlebnisweg in insgesamt 7 Teilstücke unterteilt. Die Vorstellung ist, dass man 1 oder 2 Teilstücke abläuft und dann mit der Bahn wieder zu Ausgangspunkt zurückfährt. Das kann man so machen: die Bahn fährt im Stundentakt die einzelnen Orte an. Vielen ist diese Vorgehensweise aber zu aufwändig.

Für alle diejenigen, die mit dem Auto oder mit den Fahrrad sich alle Sehenswürdigkeiten erschließen wollen, habe ich 9 Stationen ausgewählt. Von denen aus lassen sich die Sehenswürdigkeiten gut erlaufen. Und wenn man schon da ist, kann man das ein oder andere anschauen, was nichts mit Buntsandstein zu tun hat. Mehr als 80 große und hochwertige Bilder geben dafür Anregungen.

Station 1: Mainzer Tor in Miltenberg

Der Buntsandstein-Erlebnisweg startet in Milltenberg am Mainzer Tor. Hier kann man schon auf engstem Raum das sehen, was auf dem gesamten Weg immer wieder gezeigt wird: ehemalige Steinbrüche, kunstvolle Erzeugnisse und repräsentative Bauten: Mit dem Auto sucht man sich das Mainzer Tor und findet dort leicht einen Parkplatz.

Die Bilder unten zeigen das Mainzer Tor, den alten, heute funktionslosen Bahnhof von 1876 als Beispiel für repräsentative Sandsteingebäude und ehemalige Steinbrüche unmittelbar hinter den bergseitigen Häusern. Vorne erinnert das Sachsengrab an 62 Soldaten aus Sachsen, die bei einem Fährunglück im Jahr 1814 ums Leben kamen.

Unmittelbar hinter dem Turm befindet sich der Laurentiusfriedhof mit der Laurentiuskapelle.

Laurentiuskapelle und Laurentiusfriedhof

Ganz in der Nähe des Mainzer Tores liegt der alte Laurentiusfriedhof mit der Laurentiuskapelle. Letztere ist normalerweise verschlossen. Einen Besuchstermin kann man mit dem katholischen Pfarramt vereinbaren, wenn man sich mindestens eine Woche vorher anmeldet. Auch im Rahmen von Führungen ist eine Besichtigung möglich.

Die gotische Kirche allein mit den vielen alten Grabsteinen an der Außenmauer ist schon eine herausragende Sehenswürdigkeit. Sie ist die älteste erhaltene Kirche von Miltenberg.

Zur Ausstattung gehört ein kleiner, aber sehr wertvoller gotischer Flügelaltar. In der Mitte die Figur des Kirchenpatrons Laurentius, eingerahmt von Maria Magdalena und Margaretha. In den Seitenflügeln befinden sich der heilige Wolfgang (links) und der heiligen Wendelin (rechts). Darunter eine Krippendarstellung.

Weitere Bilder aus der Laurentiuskapelle auf meiner Miltenberg-Seite.

Um die Laurentiuskirche wurde im Mittelalter ein Friedhof angelegt: der Laurentiusfriedhof. Es gibt hier bestimmt 100 alte und sehenswerte Grabsteine von hoher handwerklicher Qualität. Heute ist der Ort ein Museum für alte Grabsteine. Er wird er aber auch noch als Friedhof genutzt. Urnenbestattungen sind weiterhin möglich.

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Epitaph des Riesenwirtes aus dem Jahr 1600 an der Wand der Laurentiuskapelle.

Quelle und weitere Informationen: Seite der Pfarreigemeinschaft St. Martin

Der Buntsandstein-Erlebnisweg führt auch an dem denkmalgeschützten Friedhof von Reistenhausen (s.u.) vorbei. Der Laurentiusfriedhof übertriff diesen jedoch deutlich, was Atmosphäre und auch das Alter der Grabsteine angeht.

Zugabe: die Heunesäulen am Bullauer Berg

Wer sowieso die verschiedenen Stationen des Buntsandstein-Erlebnisweges mit dem Auto abfährt, der sollte unbedingt einen Abstecher an den Bullauer Berg machen. Dort liegen – fertig behauen, aber nie abgeholt – riesige Steinsäulen inmitten eines Blockmeeres. Man vermutet, dass sie für den Mainzer Dom gedacht waren. Auf Grund einer Umplanung wurden sie dann nicht mehr gebraucht.

Eine der Säulen hat man am Mainufer in Miltenberg aufgestellt. 2 weitere stehen in Mainz auf dem Domplatz und vor dem bayerischen Nationalmuseum in München.

Miltenberg und Bürgstadt lasse ich hier aus. Beide Orte kann man nicht einfach im Vorbeigehen „machen“. Ausdrücklich empfohlen seien meine beiden Steiten:

Station 2: Buntsandsteinbrüche der Mainhelle

Wandert man dann auf dem Buntsandstein-Erlebnisweg von Miltenberg in Richtung Kirschfurt, kommt man an wirklich beeindruckenden ehemaligen Steinbrüchen vorbei. Diese sind auch für Wanderer gut zu sehen. Es lohnt, das Auto an der neuen Mainbrücke in Miltenberg-Nord stehen zu lassen und 1 oder 2 km an den Steinbrüchen entlangzuwandern.

Für die Steinbrüche war die Lage am Main wichtig: Man konnte den gebrochenen Stein gleich in Ufernähe bearbeiten und dann zum Weitertransport auf Schiffe verladen. Und natürlich war auch die Härte und Qualität des anstehenden Gesteins wichtig.

Die aufgelassenen Steinbrüche und die mächtigen Burgruinen prägen heute das Gesicht der Landschaft.

Station 3: Freudenberg und Freudenburg

Macht man von von Kirschfurt aus einen Abstecher über den Main, kommt man nach Freudenberg. Am neu gestalteten Mainufer gibt es viele freie Parkplätze. Der Ort hat sich für eine Hochwasserfreilegung und gegen eine Umgehungsströße entschieden. Jetzt leidet er unter dem Durchgangsverkehr und der Uferbereich ist zwar aufwändig gestaltet, hat aber seinen natürlichen Charm verloren.

Oberhalb des Ortes liegt die Freudenburg. Sowohl der Ort als auch die Burg sind allemal einen Abstecher wert.

Auf der Südseite des Mainvierecks ist das Maintal sehr schmal. Der hier anstehende Buntsandstein ist besonders hart. Er hat es dem Main schwer gemacht, sich durchzugraben. Gerade an den Prallhängen beginnen die steil ansteigenden Hänge ganz nahe am Mainufer.

Das war eine ideale Voraussetzung für die Anlage von Burgen. Sie lagen hoch über dem Tal an Stellen, wo man den Verkehr gut überwachen und dann natürlich auch Abgaben kassieren konnte. 5 große Burgen gab es (Burg Wertheim, Freudenburg, Henneburg, Kollenburg, Mildenburg über Miltenberg) und jeweils eine kleine Stadt unterhalb der Burg.

Die aufgelassenen Steinbrüche und die mächtigen Burgruinen prägen heute das Gesicht der Landschaft.

Mehr zu Stadt und Burg Freudenberg auf meiner Spezialseite:

Station 4: Abbaukavernen

Auch die 4. Etappe des Buntsandstein-Erlebnisweges führt an der Steinbruchfront vorbei. Allerdings sind die Steinbrüche mit Bäumen ziemlich eingewachsen. Wer mit dem Auto unterwegs ist, versäumt nicht viel, wenn er den kleinen unbefestigten Parkplatz zwischen Kirschfurt und Collenberg ansteuert. Von dort sind es keine 100 m bis zu den Tavernen. Auch die ehemaligen Steinbrüche sind hier gut zu sehen.

In der zentralen Ausstellung (s.u,) wurden die aus heutiger Sicht kriminellen Abbaumethoden dargestellt.

Eine ziemliche Enttäuschung sind die beiden Kavernen, die die alten Abbaumethoden zeigen sollen. Sie sind recht klein und weitgehend mit Schutt zugeschüttet. Auch von der Aussichtsplattform, die eher an einen Jägerhochsitz erinnert, gewinnt man auch keinen spektakulären Einblick. Schade.

Und so sehen die ehemaligen Reistenhausener Steinbrüche in unmittelbarer Nähe der beiden Kavernen aus:

Station 5: Reistenhausener Friedhof

Ein guter erster Startpunkt in Collenberg ist für Autofahrer der Parkplatz am Friedhof im Collenberger Ortsteil Reistenhausen.

Die alten Grabmale stehen unter Denkmalschutz. Allerdings sind heute die Mehrzahl der Grabdenkmale Granitsteine wohl aus indischer Produktion. Das zeigt, dass bei den Einheimischen heute die Sandstein-Tradition keine Rolle mehr spielt. Dabei gibt es außerhalb des Friedhofes ein Reservoir von alten Steinen, die auf eine Wiederverwendung warten.

Von dort kann er dann zu Fuß zu dem alten jüdischen Friedhof laufen. Der Weg ist nicht direkt ausgeschildert, aber mit google maps leicht zu finden. Der Friedhof ist normalerweise verschlossen. Er bietet eine dichte Atmosphäre wie die meisten jüdischen Friedhöfe.

Station 6: Collenberg Reistenhausen

Weiter geht es in Reistenhausen zur Alten Kirche.

Sie wurde zu einen Informationszentrum zum Thema Sandstein mit diversen Multimediaangeboten ausgebaut und ist der Mittelpunkt des Buntsandstein-Erlebnisweges. Bei freiem Eintritt ist sie ganztägig geöffnet und einen Besuch unbedingt wert. Man sollte allerdings etwas Zeit mitbringen, um auch die Multimedia-Stationen zu nutzen.

Im Ort sind auch noch einige Villen der Sandsteinunternehmer (Steinbarone) zu sehen:

Im Ortsteil Fechenbach lohnt ein Abstecher zu dem 1754 erbauten Schloss. Es ist äußerlich gut in Schuss, innen weitgehend entkernt und wird zusammen mit einem großen Grundstück derzeit von einer Maklerfirma zum Kauf angeboten. Zu hören ist von einem Kaufpreis von 1.5 Mio. €. Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude (Bild 3) gehören da allerdings nicht dazu.

Station 7: Die Kollenburg

Wenn man mit dem Auto von Collenberg nach Dorfprozelten fährt, liegt links (auf der Bergseite) etwas zurückgebaut ein Forsthaus. Hier gibt es einige Parkplätze. Von denen aus kann man dann auf einem ziemlich steilen Pfad zur Burg hochsteigen.

Die Kollenburg wurde vor einigen Jahren überholt und baulich abgesichert, aber lange nicht so aufwändig wie die Henneburg in Stadtprozelten (s.u.). Eine Besonderheit der Kollenburg ist es auch, dass nicht direkt unter ihr eine kleine Stadt liegt. Der Ort Collenberg entstand erst bei der Gebietsreform im letzten Jhd. aus den baulich zusammengewachsenen Gemeinden Reistenhausen und Fechenbach.

Geht man von dem Forsthaus aus die geschotterte Waldstraße hoch, kommt man zu dem derzeit höchsten Baum Bayerns, einer Duglasie. In der app der bayerischen Staatsforsten wird sie genauer beschrieben.

Station 8: Dorfprozelten

Dorfprozelten war und ist einer der bedeutensten Schifferorte am Main. Wenn man hierher kommt, sollte man auch jeden Fall auch das Mainufer besuchen. Dort gibt es viele Schiffsparkplätze, eine kleine Reparaturwerft und eine Badebucht mit Sportboothafen.

Auch das gab es vor gar nicht allzulanger Zeit: im Januar 2017 war der Main bei Dorfprozelten weitgehend zugefroren.

Die neuromanische Kirche aus der Zeit um 1900 wäre an sich nichts besonderes. Was aber wirklich bemerkenswert ist: sie wurde ganz überwiegend von den Mitgliedern einer Künstlerfamilie ausgestattet, nämlich der Familie Schiestl. Das Hochkreuz, der Altar und weitere Kunstwerke stammen von den 3 Brüdern. Die Schiestls waren damals hoch angesehen.

In Dorfprozelten gibt es 3 Museen: das Heimatmuseum im alten Bahnhof, eine vollständig ausgestattete alte Schmiede und ein Schiffermuseum. Über den Heimat- und Geschichtsverein sind Besichtigungen und Führungen möglich (www.heimat-geschichtsverein-dorfprozelten.de).

Neben dem Heimatmuseum steht die Umlenkstation der Bergbremsbahn. Mit dieser wurden Steine in Loren vom Steinbruch zum Bahnhof transportiert. Die hier sichtbare Anlage stand ursprünglich oben im Steinbruch.

Station 9: Stadtprozelten und Henneburg

Stadtprozelten ist eingeschlossen von Steinbrüchen und wird überragt von der Henneburg. Das letzte Bild zeigt einen ehemaligen Steinbruch, der für Kletterer hergerichtet wurde. Die sehr aufwändig restaurierte Henneburg ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

Mehr zu Henneburg und Stadtprozelten auf den Spezialseiten:

Station 10: Faulbach

In Faulbach ist die ehemalige Steinsäge der Endpunkt des Buntsandstein-Erlebnisweges. In der offiziellen Broschüre zum Buntsandstein-Erlebnisweg steht, die Alten Steinsäge sei ein „Industriedenkmal, das noch den Zustand zeigt, in dem der Betrieb 1970 aufgegeben wurde.“ Wer das geschrieben hat, der war wohl in den letzten Jahren nicht mehr vor Ort. Tatsächlich befindet sie sich inzwischen in einem desaströsen Zustand. Das Dach ist teilweise eingestürzt und die Fenster sind eingeworfen. Eigentlich wäre es Aufgabe des Landkreises, hier auf Kosten der Eigentümer umgehend Notsicherungsmaßnamen durchzuführen (wie beim Wasserschloss Burgsinn). Schließlich steht sie unter Denkmalschutz und gilt als bedeutend für die Region.

Der Ausflug nach Faulbach alleine wegen dieser Industrieruine lohnt nicht.

Schlusszugabe

Wer mit dem Auto unterwegs ist, kann noch einen Abstecher nach Wertheim machen. Dort gibt es u.a. den Engelsbrunnen von 1574, natürlich aus heimischem Buntsandstein. Und er kann sich an den Spekulationen beteiligen, wer wohl die nackte Dame auf der Rückseite ist bzw. war.

Über Wertheim insgesamt und den Engelsbrunnen im Besonderen können Sie sich auf meiner Spezialseite zu Wertheim informieren. Viel Spaß!