Fast überall im Spessart gab es Burgen. Besonders beeindruckend ist eine Reihe mächtiger Burgen (bzw. heute Burgruinen) am südlichen Rand des Spessart. Diese Seite gibt mit vielen Bildern und Texten einen Überblick über die Burgen im/am Spessart.
Gemeinsam ist den Burgen im Spessart, dass ihr Anfänge im 12. Jhd. liegen. Durch die Entdeckung des Schießpulvers verloren die Burgen im 16. / 17. Jahrhundert ihre Bedeutung, weil sie keinen Schutz mehr bieten konnten.
War eine Burg relativ leicht zu erreichen, wurde sie in ein Schloss umgebaut wie die Johannisburg in Aschaffenburg oder die Burgen von Wertheim und Miltenberg. Andernfalls wurde im Tal ein neues Schloss gebaut und die alte Burg wurde aufgegeben.
Die Burgen verfielen und wurden als Steinbruch genutzt. Heute werden sie wieder geschätzt und aufwändig in Stand gehalten.
Burgen am Südrand des Spessart
Nirgendwo am Main liegen so viele Burgen bzw heute Burgruinen auf so engem Raum beieinander wie am Südabschnitt des Mainvierecks, also zwischen Wertheim und Miltenberg. Das hat mehrere Gründe: Das Gestein ist hier sehr hart. Deshalb konnte sich der Main nur ein recht schmales Tal mit oft steilen Hängen eingraben. Hier gab es ideale Bauplätze für Burgen: Schwer angreifbar und gleichzeitig nahe an den Verkehrswegen im Maintal, wo man Zoll erheben wollte.
Burg Miltenberg
Wie die Burg Wertheim ist auch Burg Miltenberg ein Mischwesen: teilweise Burgruine und teilweise gut restauriertes und auch genutztes Schloss.
Hier gibt es ein wirklich sehenswertes Museum, wo moderne Kunst alten griechischen und russischen Ikonen gegenübergestellt wird. Das letzte Bild oben zeigt das Konzept. Die Eintrittskarte erlaubt es gleichzeitig, den Bergfried zu besteigen.
Freudenberg / Freudenburg
Auffälliges Merkmal ist der 3-stufige Bergfried, ein sogenannter Butterfassturm. Der vorgebaute Kanonenturm wird auch Hexenturm genannt, weil in ihm zu Zeiten der Hexenverfolgung die mutmaßlichen Hexen eingesperrt waren. Über 150 Frauen hat man in Freudenberg als Hexen erkannt und dann standesgemäß verbrannt. (2)
(2) Quelle: https://burglandschaft.de/burg-land-schaft/freudenburg/historisches/
Auch auf der Freudenburg werden Burgfestspiele abgehalten, allerdings nur alle 2 Jahre. Im Jahr 2023 ist es wieder so weit.
Burgen am Spessart: Burg Collenberg / Kollenburg
Die Kollenburg (auch Collenburg) liegt am Südrand des Spessart über dem Main. Erbaut und immer wieder erweitert wurde die Burg vom 12. bis zum 17. Jahrhundert. Danach verfiel sie. (3)
(3) Quelle: https://kollenburg-main.de/pages/geschichte-der-burg.php
Die Burg wurde vor einigen Jahren aufwändig, aber doch dezent instandgesetzt und befindet sich daher in einem sehr gepflegten Zustand. Und sie ist nur zu Fuß erreichbar, am einfachsten von einem kleinen Parkplatz an der Straße Collenberg – Dorfprozelten aus. In der Regel ist der Besucher dort alleine. Und es gibt noch eine Besonderheit, die sie unter den hier vorgestellten Burgen einzigartig macht: Es gibt unterhalb der Burg keinen zugehörigen Ort. Von der Collenburg wurden etwas mehr Bilder eingestellt, weil es zu ihr keinen eigenen Beitrag gibt.
Die Gewölbe sind jederzeit frei zugänglich.
Burgen am Spessart: Die Henneburg
Die Henneburg ist, was Größe und Erhaltungszustand angeht, durchaus mit der Wertheimer Burg vergleichbar. Sie wurde in den letzten Jahren aufwändig saniert.
Das heutige Aussehen der Burg wurde vom Deutschen Orden geprägt. Irgendwann wurde sie dann nicht mehr gebraucht und ist zerfallen. Sie ist auf jeden Fall eine dicke Empfehlung wert: zumindest einer der Türme ist immer offen und kann bestiegen kostenlos werden. Und eine Gastronomie sollte es auch wieder geben.
Burg Wertheim
Die Burg Wertheim ist unter den hier vorgestellten Burgen die größte und – so sehen es zumindest die Wertheimer – auch die schönste. Die 2 € Eintritt sind auf jeden Fall gut angelegt. Viele Veranstaltungen finden in normalen Zeiten auf der Burg statt: von Whisky- und Weinproben bis hin zu Rockkonzerten. Die Burg ist von der Wertheimer Altstadt auf einem Fußweg gut zu erreichen. Ähnlich wie in Miltenberg wurde die Burg im vorderen Bereich zu einem Schloss umgebaut. Der hintere Teil blieb als Ruine erhalten.
Wer sich für Details interessiert, kann für den Besuch der weiträumigen Anlage gut eine Stunde einplanen. Und anschließend kann er sich in der Burggaststätte stärken.
Unter einem anderen Aspekt – dem anstehenden Buntsandstein und seiner Verwendung – beschäftigt sich ausführlich der Buntsandstein-Erlebnisweg mit dem südlichen Teil des Mainvierecks.
Weitere Burgen am Main
Burg Klingenberg / Klingenburg
Die Burg liegt am westlichen Rand des Spessarts inmitten von Weinbergen. Sie ist für den Tourismus ausgebaut mit einer schönen Terrasse und einer mittelgroßen Gaststätte. Selbst Omnibusse können praktisch vor der Türe parken. Und nach dem Essen können sich die Besucher auf einem geteerten und ebenen Weg durch die Weinberge die Füße vertreten. Bis vor wenigen Jahren gab es jedes Jahr 8 Wochen lang die Klingenburg-Festspiele. Die Organisatoren erkannten noch vor Corona eine drohende Zahlungsunfähigkeit und haben die Spiele eingestellt. Inzwischen wurden die Festspiele in kleinerem Rahmen wieder aufgenommen.
Alte Mauerreste sind vorhanden, aber nicht zugänglich.
Danach weitet sich das Tal und Höhenburgen können nicht mehr angelegt werden. Es gab in Aschaffenburg nocht eine große Burg, die aber zu einem Schloss, dem heutigen Schloss Jahannisburg umgebaut wurde. Lediglich der Bergfried ist erhalten und in das Schloss integriert.
Burg Rothenfels
Am östlichen Rand des Spessarts liegt Burg Rothenfels. Die Burg ist genauso wie die Burg Rieneck als Jugendherberge und Tagungsstätte ausgebaut, Sie bietet ein Programm, das eher christlich geprägt ist. Auch Familien werden aufgenommen, wenn Platz ist.
Burgen im Sinngrund
Burg Brandenstein
Genau genommen ist Burg Brandenstein keine Burg, sondern ein Schloss. Es stand hier zwar mal eine Burg. Sie wurde aber im 16. Jhd. in ein Rennaissance-Schloss umgebaut. In den folgenden Jahrhunderten wurde immer wieder angebaut und verbessert. Noch heute leben hier die Eigentümer, die Grafen von Brandenstein-Zeppelin und kümmern sich um ihre Burg. Und da sie selbt ihr Zuhause als Burg bezeichnen, übernehme ich hier diese Bezeichnung.
Burg Schwarzenfels
Ihren Namen hat die Burg von dem schwarzen Basalt, aus dem der Burgberg besteht. Schon von weitem bietet sie einen imposanten Anblick.
Die ganze Burg ist aufwändig saniert. Am auffälligsten ist das große gelbe Gebäude aus dem 16. Jhd.. Es dient heute u.a. als Jugendgästehaus. Den alten Bergfried kann man besteigen, wenn denn die Zugangstüre geöffnet ist. Oben ist ein Skywalk eingebaut. Durch die Gittereisen können Schwindelfreie direkt nach unten schauen (2. Bild unten).
im 16. Jhd. wurde die Burg zu einem Wohnschloss umgebaut. Davon zeugen Eingangstor und Brunnen.
Selbst in den Ferien hat das Burgcafe nur am Wochenende geöffnet.
Die Alte Burg in Burgsinn
Bei der Alten Burg handelt es sich um eine Wasserburg, deren Burggraben auch heute noch mit Wasser gefüllt ist. Um 1340 wurden die Gebäude an der Stelle einer älteren Burg errichtet. Der heutige Besitzer lebt in Frankreich und lässt seine Burg verfallen. Mehr dazu auf der unten verlinkten Seite über Burgsinn.
Burg Rieneck
Burg Rieneck war der ursprüngliche Stammsitz der Grafen von Rieneck. Heute ist sie eine Jugendherberge, die von den Pfadfindern betrieben wird. Auffällig sind ihre 2 mächtigen Bergfriede.
Burgen im Spessart
Burg Wildenstein im Spessart
Burg Wildenstein ist die einzige größere Burge, die innerhalb des Spessart liegt: etwas versteckt im Wald oberhalb des gleichnamigen Ortes. Sie wurde nicht erobert und zerstört, sondern sie verfiel seit Mitte des 16. Jahrhunderts. Heute kümmern sich die Burgfreunde Wildenstein um den Erhalt der Burg.
Burg Bardenstein im Spessart
Die Ketzelburg bei Haibach im Spessart
Im 12. Jhd gab es eine Vielzahl von kleinen Burgen im Spessart. Aus manchen entwickelten sich stattliche Burgen, die meisten wurden aber relativ bald wieder aufgegeben.
Im Spessart wurde vom Archäologischen Spessartprojekt eine solche kleine Burganlage bei Haibach ausgegraben: die Ketzelburg. Die Anlage war recht aufwändig: ein Graben wurde ausgehoben und mit dem Material ein ebenes Plateau angelegt. Darauf wurde nochmals ein Hügel aufgeschüttet und darauf dann der Wohnturm mit einem Außenmaß von ca. 6m x 6m gebaut. Das Plateau wurde mit Pallisaden geschützt. Darauf gab es natürlich noch weitere Bauten. Knapp 50 Jahre später wurde die Ketzelburg aufgegeben und alles Brauchbare abgebaut und weggebracht. (1)
Zentrum einer solchen Anlage war immer ein Wohnturm. In Amorbach ist ein solcher Wohnturm aus dem 12./13. Jhd. erhalten. Er wird heute Templerhaus genannt, obwohl er nachweislich mit dem Templerorden nie etwas zu tun hatte.
Sie interessieren sich besonders für Burgen in Spessart und Odenwald: Dann besuchen Sie die sehr informativen Seiten der Burglandschaft mit Sitz in Eschau.
Was macht den Reiz solcher Burgruinen für so viele Menschen aus?
- Unterhalb der Burg liegt meist eine kleine mittelalterliche Stadt. Der Besucher kann also auf einmal 2 Sehenswürdigkeiten entdecken: die Stadt und ihre Burg. Getrennt werden beide durch einen kurzen Fußweg.
- Es gibt i.d.R. keine Barrieren wie Eintrittsgelder oder in Coronazeiten 2g-Beschränkungen. Man kann sie jederzeit besuchen.
- Im Mittelalter lebten auf den Burgen die Ritter. Von denen haben auch solche Menschen eine Vorstellung, die sich sonst nicht für Geschichte interessieren.
- Sie bieten meist einen weiten Ausblick in die Landschaft.