Burgsinn, der Wald und die Schlösser
Burgsinn ist ein Ort mit ca 2400 Einwohnern im Sinngrund. Außergewöhnlich an dem Ort ist: er hat nach Lohr mit 3185 Hektar den zweitgrößte kommunale Wald Bayerns und es gibt 2 große, ziemlich heruntergekommene Schlösser. Zwischen beidem gibt es einen Zusammenhang. Dazu unten mehr.
Die kathholische Pfarrkirche St. Michael wurde um 1900 grundlegend umgebaut und enthält eine relativ einfache Ausstattung.
Im 16. Jahrhundert wollten die Herren von Thüngen, die sich gerade ihr Neues Schloss gebaut hatten, die Rechte der Burgsinner Bürger erheblich beschneiden: Weniger Holz in dem Wald schlagen, weniger Tiere zur Weide in den Wald treiben und weniger Laub als Dünger und Einstreu aus dem Wald holen. Die Burgsinner waren dagegen der Meinung, dass der Wald ihnen gehöre und dass ihnen da niemand etwas verbieten könne. Sie erhoben im Jahr 1598 Klage. Der Prozess zog sich über mehr als 300 Jahre hin und ist somit der längste in der deutschen Rechtsgeschichte. Erst am 11. Oktober 1899 wurde der Wald vom Landgericht München der Gemeinde Burgsinn zugesprochen.
Diese Vorgeschichte erkärt auch: das Verhältnis zwischen der Gemeinde Burgsinn und den adeligen Schlossherren ist seitdem nicht das beste, um es vorsichtig auszudrücken. Die Folge: der heutige Eigentümer von Alter Burg und Neuem Schloss lebt in Frankreich. Er lässt seinen Besitz verfallen und reagiert weder auf Mahnungen noch auf die Androhung von Zwangsgeld.
Noch eine Anmerkung: Wie bei fast allen alten Adelsgeschlechtern gibt es heute mehrere Linien. Die sind voneinander unabhängig und wahrscheinlich sind sie nicht alle von dem Verhalten der Verwandschaft begeistert.
Wasserschloss „Alte Burg“ in Burgsinn
Mitten in Burgsinn liegt das Wasserschloss „Alte Burg“. Hier ist die Lage besonders prekär. 2011 stürzte das Dach des Bergfriedes ein. Da der Eigentümer über Jahre hinweg nicht reagierte, hat das Landratsamt Main-Spessart als Notmaßnahme wieder ein Dach auf den Bergfried setzen lassen. Irgendwann – so hofft man – kann man das Geld dafür eintreiben. Das große Bild oben zeigt den Turm nach der Reparatur.
Quelle: https://www.burgerbe.de/2014/08/22/wasserburg-burgsinn-notsicherung-angeordnet/
Im Sommer werden die Ruinen gnädig vom Grün der Bäume verborgen (Aufnahmen 2016)
Fronhofer Schlösschen in Burgsinn
Ebenfalls im Ort selbst liegt das Fronhofer Schlösschen, das 1607 Werner von Thüngen als Witwensitz für seine Frau errichten ließ. Über die Herkunft des Namens gibt es unterschiedliche Versionen. Die einen sagen, dass er auf einen Fronhof zurückgeht, auf dessen Grund das Schlösschen später errichtet wurde. Andere meinen, dass er auf die Herren von Fronhofen zurückgeht. Wie dem auch sei: das ebenfalls heruntergekommene Haus wurde an Privatleute verkauft, die es mustergültig haben restaurieren lassen
Das Neue Schloss in Burgsinn
Das 3. Schloss (Neues Schloss) liegt am Ortsrand. Es wurde im Zeitraum von 1590 bis 1620 als Renaissanceschloss von den Herren von Thüngen (Andreas’sche Linie) erbaut. Es ist heute wohl weitgehend unbewohnt und scheint über kurz oder lang auch dem Verfall preisgegeben zu sein. Zur Straße hin ist es mit einer hohen Mauer abgeschirmt.
Verkehrsbelastung im Sinngrund
Die starkte Belastung durch den Eisenbahnverkehr lässt sich auch bei Burgsinn gut beobachten. Unmittelbar am Neuen Schloss führen Bahntrassen vorbei: Eine normale, auf der lange Güterzüge gefühlt in Fahrradgeschwindigkeit entlangrumpeln und parallel dazu eine neue ICE-Strecke.
Die Bilder unten zeigen das Rienecker Tor. Es ist als einziges von ursprünglich 3 Stadttoren erhalten geblieben.
Während der Sinngrund und seine Orte durch den Bahnverkehr stark belastet sind, spielt der Durchgangsverkehr auf der Straße nur eine geringe Rolle. Dafür sorgen schon eine Reihe von Engstellen wie hier das Rienecker Tor in Burgsinn.
Karte von OpenStreetMap
Links und Empfehlungen
Außergewöhnlich ausführlich werden alle Sehenswürigkeiten von Burgsinn auf der Seite der Gemeinde vorgestellt.
In der Nähe: Gemünden, Altengronau
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